Stadtmagazin Munich
Full page review in Vinyl Magazine
Record of the month at Haubentaucher
Der Roboter aus England, der in Berlin lebt, ist eine faszinierende Person - und ein grandioser Musiker. Im Feber diesen Jahres bezeichneten wir sein Album 33.(3) als eine der Platten des Jahres - und jetzt im November gibt es schon wieder einen neuen Longplayer. “Der legitime Nachfolger von Bowie” schrieben wir zu Jahresbeginnund mit Vedgdbol beweist Robot, dass wir uns nicht geirrt haben. Das ist erstklassig schräger süßdunkelgrauer Wetlklasse-Pop, den Robbie Moore diesmal aber nicht im Alleingang, sondern mit gleich 9 hochkarätigen Begleitmusikern und einem 13-köpfigen Chor eingespielt hat. “Anybody Else“, diese Nummer könnten wir 100mal am Tag hören und es wäre keine Sekunde fad dabei.
Schmeißt diese Platte ganz oben an die Spitze der Charts und bringt den Roboter endlich zu einer Tour nach Österreich. Großes Kino, großer Pop, große Liebe!
Musicampus
Nein, kein Schreibfehler – genau dies ist der Titel des Albums, das der britische Künstler und Produzent Robot diesen Freitag, 27.10.17, in Berlin im Humboldt-Hain Club veröffentlichen wird.
Freundlicherweise wurde ich mit leichtem Nachdruck auf diesen Ausnahmekünstler aufmerksam gemacht, der mir – zugegeben – bis heute noch völlig unbekannt war. Und das, obwohl er bereits in London mit den Babyshambles zusammengearbeitet hat.
Mit „Vedgdbol“ veröffentlicht Robbie Moore, so der richtige Name des Klangkünstlers, bereits sein zweites Album in diesem Jahr.
Bereits Anfang des Jahres hat er mit 33.(3) der Öffentlichkeit ein Werk zugänglich gemacht, das bemerkenswert ist. Zunächst einmal deswegen, weil er fast alle Instrumente selbst gespielt hat. Vor allem aber deshalb, weil seine Arrangements und Melodieführung total eingängig und trotzdem immer wieder überraschend sind. Überdies verfügt Robot über eine äußerst angenehme Gesangstimme. Catchy. Das bringt es auf den Punkt.
Robot scheint von seinem künstlerischen Ich geradezu getrieben und hat in kurzer Zeit das nun kurz vor der Veröffentlichung stehende Album „Vedgdbol“ vorbereitet. Damit seine Musik weiterhin frisch und unverbraucht klingt, hat er dieses Mal hochkarätige Musiker an seiner Seite, die ihn bei der Produktion unterstützt haben.
Zu nennen wären da Gitarrist Knox Chandler (Psychedelic Furs, Siouxsie & The Banshees, Marianne Faithful), Bassist Taylor Savvy (Gonzales, Bonaparte), Schlagzeuger Michael Fromme (Pretty Merry K) und Radiodarling Joel Sarakula an den Tasten. Aber auch die Berliner Sängerin Iris Romen bereichert einen Song.
„Vedgdbol“ hatte ich vor „33.(3)“ gehört und war sofort angetan von der Vielfältigkeit des Albums. Jeder Titel unterscheidet sich vom vorangehenden und nachfolgenden – aber niemals hat man das Gefühl, dass Robot auf der Suche einer Identität sei. Denn genau diese Wandlungsfähigkeit zeichnet ihn oder vielmehr „Vedgdbol“ aus: vom Garagenpop über psychedelische Schwermut bis zu echtem Pop, wie ihn nur Musiker von der brexitgeplagten Insel authentisch produzieren können.
Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, sollte sich das Video zu Anybody Else (But You)anschauen.
Dieses Album ist ein reines Vergnügen und die Titel „Being Double“ und „Evil“ dürften jedem Beatles-Freund das Gefühl geben: schön, dass es auch heute Künstler gibt, die es können.
Und nicht vergessen: Album-Release Party am 27.10. im Humboldt-Hain Club in Berlin!
Buch und Ton
Robbie Moore veröffentlicht mit seinem Projekt Robot das zweite Album innerhalb eines Jahres. So etwas nennt man dann mal einen kreativen Workaholic. Während der Mastermind sein erstes Album „33.(3)“ noch komplett alleine einspielte, holte er sich für „Vedgdbol“ mit dem Gitarristen Knox Chandler, Bassist Taylor Savvy, Drummer Michael Fromme und Keyboarder Joel Sarakula gleich mehrere Masterminds zur musikalischen Unterstützung und zum spontanen Festhalten der Momente mit ins Boot.
Das neue Album wirkt dadurch deutlich spontaner und zudem auch organisch lebendiger als es der Erstling gewesen ist. Robot spielt eine Mischung aus Psychedelic Pop, Garage Pop und Sixties Einflüssen.
Und so gibt es auf dem neuen Robot Album zwölf zeitlose, gut arrangierte und stets in einer interessanten und emotional stimmungsvollen Mischung aus positiven und negativen Situationen, die sich sodann auch in den Schwerpunkten der einzelnen Stücke niederschlagen.
„Vedgdbol“ ist ein Album, dem man sich öffnen muss, um die Faszination der einzelnen Songs in sich aufzunehmen. Doch ist dieser Schritt erst einmal getan, werden dem Hörer mehr und mehr Feinheiten der Aufnahme-Sessions bewusst und vor allem das psychedelische Gedankengut, das vielen Songs den musikalischen Nährboden gab, entwickelt sodann eine rasant beeindruckende Eigendynamik.
Crossed Letters
Meine Neugier auf Robot wurde durch eine nette e-Mail-Anfrage geweckt. Beim ersten Höreindruck per Stream war ich mir aufgrund des etwas genrefremden Sounds noch ein klein wenig unschlüssig und ließ deshalb die Mail im Posteingang ein paar Tage reifen, bis ich erneut eine Hörprobe nahm. Und plötzlich juckte es mich gewaltig in den Fingern, so dass ich ohne einen dritten Anlauf das in Aussicht gestellte Vinylexemplar anforderte, das auch prompt ein paar Tage später per Post ins Haus flatterte. Und wie befürchtet, entfaltet die Musik auf Vinyl erst so richtig ihre volle Schönheit.
Das geht los beim Gatefold-Cover, das mit diesem wie von Kinderhand gekritzelten Darth Vader-Roboter und dem falsch geschriebenen Wort Vedgdbol (Vegetable) verziert ist. Kann man fast nicht glauben, ein richtiges lo-fi-Artwork! Klappt man das Cover auf, so findet man im Kontrast zum schwarz-weißen Cover im Inneren eine bunte Ansammlung von Gemüse, das durch wirre Verkabelung wie der komplizierte Schaltkreis einer raffinierten Robotermaschine miteinander verbunden ist. Hier sind auch die Texte zu den Songs abgedruckt. In einem dem Presseinfo beigefügten Interview mit Robbie Moore, dem songwriterischen Kopf von Robot, erfährt man, dass die Zeichnung auf dem Frontcover tatsächlich Robbies sechsjähriger Sohn kreiert hat. Er wird auf dem Backcover sogar namentlich als Illustrator aufgeführt. Die Gemüseinstallation im Innencover wurde von Robbies Ehefrau Elsa Quarsell fotografiert. Da könnte man ja fast schon von einem Familienalbum sprechen, wenn Bobby nicht auch noch eine Reihe internationaler Supermusiker um sich geschart hätte (z.B. Knox Chandler – Siouxsie & The Banshees, Taylor Savvy – Gonzales, Bonaparte und noch etliche mehr). Überhaupt, Bobby Moore hat als Klangkünstler bisher schon mit einigen namhaften Leuten zusammengearbeitet (u.a. Babyshambles). Aktuell ist er vor ein paar Jahren mitsamt seiner Familie von London nach Berlin gezogen und betreibt dort nun ein eigenes Tonstudio, sein Label Impression Recordings wurde ebenfalls in Berlin gegründet.
Das Presseinfo ist jedenfalls gespickt mit etlichen Informationen zu Robot. Anfang des Jahres erschien das Solo-Debutalbum namens 33.(3), auf welchem Robbie Moore alle Instrumente im Alleingang einspielte. Weil in diesem Album jede Menge Arbeit und Zeit steckte, wollte Moore auf Vedgdbol spontanere Stimmungen einfangen, so dass er an einem einzigen Wochenende (!) zahlreiche musikalische Ideen festhielt und diese dann aber entgegen seiner bisherigen Vorgehensweise nicht alleine, sondern mit einer All-Star-Band in Live-Sessions im eigenen Studio zu fertigen Songs heranreifen ließ. Hört man das Ergebnis an, dann kann man den zwölf Stücken attestieren, dass dieses Vorhaben präzise umgesetzt wurde.
Die A-Seite beginnt mit einem Feuerwerk an Catchyness, jeder einzelne Song ein verdammter Hit. Meine persönlichen Faves sind der Opener There’s A Crack In My Bell, das ohrwurmartige Anybody Else (But You) – zu dem übrigens auch ein von Monty-Python-Cartoons inspiriertes Musikvideo existiert, siehe unten – und das etwas ruhigere Being Double. Das Songwriting erinnert desöfteren an die Beatles, der Sound pendelt gekonnt zwischen Indie-Garage-Pop und psychedelischen Sixties-Surf-Mucke, ein wahrer Film-Soundtrack für irgendeinen Retro-Sixties-Kinofilm. Die B-Seite hat ebenfalls massig Hits mit an Bord. Nachdem das an David Bowie erinnernde progressive Mousetrap den kühlsten Punkt der Scheibe darstellt, wird es mit Talking To Myself wieder heller, bevor man im Song Seasick sogar einen 13-köpfigen Chor zu hören bekommt. Keine Ahnung, ob mich die Scheibe in der ebenfalls erhältlichen CD-Version genauso mitgerissen hätte, wie das durch den warmen Vinylsound geschehen ist. Aber ich wage zu behaupten, dass man diese Art Musik auf Vinyl am intensivsten erleben kann! Ein tolles Album!